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Ehrenamtliche Tätigkeiten in der Pflege

Für zahlreiche Österreicher:innen ist das freiwillige Engagement in unterschiedlichen Vereinen oder Organisationen selbstverständlich. Vor allem Non-Profit-Organisationen sind im sogenannten formellen freiwilligen Engagement von den zusätzlichen Ressourcen abhängig. In Österreich sind 46% der Bevölkerung in irgendeiner Form als Freiwillige tätig und ergänzen somit die sozialversicherungspflichtige Arbeit sinnvoll. 

Die Freiwilligenarbeit unterscheidet sich von anderen Formen sozialen Handelns und der informellen Unterstützung durch die Nachhaltigkeit und dass es nicht spontan, sondern wohlüberlegt ist.  Charakteristisch für ehrenamtliches Engagement sind folgende Kriterien:

  • Freiwilligkeit
  • Unentgeltlichkeit
  • Gemeinwohlorientiertheit
  • Formelle Bindung an eine Institution oder Organisation 
 

Warum sind so viele Menschen ehrenamtlich tätig? 

Was die Bevölkerung dazu bewegt, ehrenamtlich tätig zu sein wird in einer Befragung für den Österreichischen Freiwilligenbericht des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz erhoben. Neben altruistischen Motiven sind es zum Beispiel die Steigerung des eigenen Wohlbefindens und der Wunsch einen nützlichen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten, die als Hauptgründe genannt werden. Dahinter stecken unterschiedliche Funktionen, wie zum Beispiel die Wertefunktion. Freiwilligenarbeit ermöglicht es in diesem Kontext, eigene Wertvorstellungen zum Ausdruck zu bringen. Andere, in diesem Kontext genannte, wichtige Funktionen sind die Selbstwertfunktion (Es wird das Gefühl vermittelt, man wird gebraucht) und die Schutzfunktion (Ablenkung von den eigenen Sorgen, Reduzierung des Gefühls von Einsamkeit, etc.).

Betrachtet man die ehrenamtliche Tätigkeit unter dem Augenmerk des demografischen Wandelns und der aktuell vorherrschenden Situation im Gesundheitswesen, so sind zwei unterschiedliche Seiten sichtbar. Einerseits steigt die Inanspruchnahme professioneller Versorgungsstrukturen durch den wachsenden Anteil an älteren Personen in der Bevölkerung und lückenhafter familiärer Netzwerke. Andererseits bietet sich durch eine längere Lebenserwartung in gutem Gesundheitszustand – was dank fortschrittlicher pflegerischer und medizinischer Versorgung zunehmend möglich ist – den Menschen auch die Möglichkeit selbst noch aktiver Teil der Zivilgesellschaft zu sein und sich in der Gesellschaft einzubringen. Die Freiwilligenarbeit, die von älteren Menschen geleistet wird, ermöglicht es ihnen länger aktiv und in einem sozialen Netzwerk eingebunden zu bleiben, sodass sie sich generell eines gesteigerten Wohlbefindens erfreuen. Auch der Einsamkeit wird so sinnvoll entgegengewirkt und damit einhergehend den zugehörigen Folgen körperlicher und psychischer Beeinträchtigungen.

Für jüngere Menschen und Personen, die sich verändern wollen, bietet die Freiwilligenarbeit eine Hilfestellung bei der Orientierung für die Berufswahl und es können eigene Kompetenzen entdeckt und geschärft werden, während man viel Erfahrung sammelt. Meist wird für den Einstieg keine besondere Qualifikation vorausgesetzt und vielerorts kann man sich je nach persönlichen Fähigkeiten und Interessen einbringen.

Die passende Tätigkeit findet man entweder durch Internetrecherche, oder durch Besuch einer der Freiwilligenmessen, die in vielen Bundesländern angeboten werden. Weiters gibt es bereits 19 Freiwilligenzentren in Österreich, wo man Beratung erhält. Seitens des Sozialministeriums gibt es außerdem die Webplattform https://www.freiwilligenweb.at wo Informationen zu Veranstaltungen, rechtliche Rahmenbedingungen, etc. gebündelt zur Verfügung gestellt werden.

Das Ehrenamt im Pflegebereich

Im Setting Pflege können ehrenamtliche Tätigkeiten in Pflege- und Betreuungszentren, Wohngemeinschaften, mobilen Diensten, aber auch in Hospiz und Palliativeinrichtungen übernommen werden. Dabei umfassen die Aufgaben unter anderem:

  • Zeit schenken, Gespräche führen
  • Begleitung bei Spaziergängen
  • Vorlesen oder gemeinsames Lesen
  • Gemeinsames Singen, Malen, Basteln, Musizieren oder Kochen
  • Mitgestaltung von Veranstaltungen und Ausflügen
  • Besorgungen und Erledigungen (Einkauf, Post, …)
 

Mit all diesen Tätigkeit kann nicht nur das Wohlbefinden der zu betreuenden Menschen gesteigert werden. Auch die Freiwilligen selbst profitieren vom Austausch und der sinnvollen Aufgabe. Beidseitig kommt es zu einer Horizonterweiterung und zu gesteigerter Lebensqualität.

Das Setting variiert dabei von der stationären Pflege, über Wohngemeinschaften, aber auch im Hospiz oder bei betreuungsbedürftigen Menschen zuhause ist eine freiwillige Unterstützung in der Pflege gerne gesehen.

 Während der Einsätze sind die Freiwilligen Haftpflicht- und Unfallversichert, erhalten jedoch für ihre Arbeit keine Entlohnung. Viele Unternehmen versuchen aber mit Kostenübernahme für Mittagessen, Weiterbildungen, regelmäßigen Besprechungen zum Austausch, etc. die ehrenamtliche Arbeit attraktiv zu gestalten. Eine wichtige Rolle nehmen hierbei die Freiwilligenkoordinator:innen ein, die als Ansprechpartner:innen für Ehrenamtliche dienen. Sie kümmern sich auch darum, dass die Freiwilligen ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern können und dementsprechend dann im Unternehmen eingesetzt werden. So kann eine langfristige Bindung hergestellt werden, die immens wichtig für den Aufbau von Vertrauen der zu Betreuenden ist.

Ehrenamtliche Helfer:innen als wertvolle Ergänzung für Pflegekräfte

Vielerorts lassen organisatorische Vorgaben, Fachkräftemangel, Zeitnot, usw. den Pflegekräften wenig Raum für soziale Beziehungspflege. Einige pflegebedürftige Menschen haben auch wenig bis gar keinen Kontakt zu ihren Angehörigen. So sind soziale Kontakte extrem beschränkt. Durch freiwillige Helfer:innen kann dem entgegengewirkt werden, indem sie Zeit mit den Pflegebedürftigen verbringen und ihnen Gesellschaft leisten. Die pflegerischen Tätigkeiten bleiben dabei weiterhin Aufgabe der ausgebildeten Pflegekräfte. Jede Unterstützung durch Freiwillige trägt jedoch dazu bei, dass den zu betreuenden Menschen das Gefühl gegeben wird, dass sich jemand Zeit für sie nimmt und sie weiterhin ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft sind.

 

 

Quellen: 

Stärkung der Gesundheit älterer Menschen durch soziale Teilhabe. Institut für Gesundheitsförderung und Prävention. https://www.sozialversicherung.at/cdscontent/load?contentid=10008.747573

BMSGPK. (2019). 3. Bericht zum freiwilligen Engagement in Österreich—Freiwilligenbericht 2019. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

Grabka, M. (2013). Aktives Altern – Erwerbstätigkeit und  bürgerschaftliches Engagement im Rentenalter. Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) Mitteilungen, 5/2013, 329–337.

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