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Palliativpatienten – mehr Selbstbestimmung – mehr Lebensqualität

Selbstbestimmung, oder auch Autonomie, spielen in vielen medizinethischen und pflegerischen Debatten eine wesentliche Rolle. Gerade wenn es um das Lebensende geht, erlangen diese Begriffe starke Aufmerksamkeit. Bereits 1948 legten die Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte fest, worin steht, dass die Würde angeboren ist und alle Menschen die gleichen Rechte besitzen. In Artikel 1 des Grundgesetzes steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller stattlichen Gewalt.“ So hat der Mensch ein Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

Situative Gegebenheiten bedingen diese Würde des Menschen jedoch und es gibt auch unterschiedliche Ansichten, wie die Würde ausgelegt werden kann. Im Bereich der Palliativpflege, also der multiprofessionellen Betreuung eines schwer erkrankten Menschen am Lebensende, geht es vermehrt um die Aufrechterhaltung der Menschenwürde und Lebensqualität, sodass Patient:innen noch selbstbestimmt agieren können.

 

Wer sind Palliativpatient:innen?

Bei allen Palliativpatient:innen liegt eine unheilbare Krankheit vor. Die Diagnosen können dabei von Krebs, über Parkinson, bis zu Demenz reichen und sind sowohl für Patient:innen, als auch für deren Angehörige eine Herausforderung. 

 

Aber wie genau können Palliativpatient:innen Selbstbestimmung und Lebensqualität trotz dem hohen Maß an emotionalen, physischen und psychischen Belastungen erfahren?

Ein wichtiger Aspekt ist es, Patient:innen die Möglichkeit zu geben, die Kontrolle über ihre eigene Pflege und Behandlung zu behalten. Damit selbstbestimmte Entscheidungen getroffen werden können, müssen Menschen über ihre Krankheiten Bescheid wissen und vollständig aufgeklärt werden. Dafür benötigt es offene Gespräche und vollständige Informationen, denn nur mit dieser Transparenz wird ausreichend Wissen für Entscheidungen vermittelt und den Betroffenen die Möglichkeit geboten, selbstbestimmt zu agieren. So stellt man sicher, dass die Wünsche der Patient:innen respektiert und umgesetzt werden, was das Gefühl der Selbstbestimmung stärkt.

Nicht ausreichend informiert sein schürt das Gefühl von Unsicherheit und Unzufriedenheit. Die Verfügbarkeit von Informationen sollte sich daher auf ein breites Spektrum erstrecken und alle Aspekte der Behandlung abdecken.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung von Lebensqualität. Dies kann in der Palliativmedizin und -pflege eine Herausforderung darstellen, da Patient:innen oft mit einem hohen Maß an Schmerzen, Stress und Angst konfrontiert sind. In diesem Kontext ist die Schmerzbehandlung essenziell, denn eine wirksame Schmerzbehandlung ist entscheidend für eine hohe Lebensqualität der Patient:innen.

Es ist außerdem wichtig, Räume für soziales Miteinander und die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten zu schaffen. Oft ist die Palliativpflege auf das stationäre Umfeld beschränkt. Das kann für Patient:innen eine emotionale Belastung darstellen, da sie von ihren Familien und Freunden getrennt sein müssen. Ist eine Pflege zuhause nicht möglich, so ist es also wichtig, Möglichkeiten zu schaffen, dass Patient:innen mit ihrem sozialen Umfeld in Kontakt treten und interagieren können. Familienmitglieder, Freunde, aber auch Tiere tragen einen essenziellen Beitrag, damit sich Menschen wohlfühlen. In Österreich gibt es außerdem aktuell neben den Palliativstationen im Krankenhaus auch stationäre Hospize, ambulante Hospizdienste, Palliativ-Care-Teams und die Palliativpflege im Pflegeheim. Nicht jedes Setting ist für jeden Menschen das Richtige, das heißt auch hier kann man Lebensqualität gewinnen, indem die geeignete Versorgungsstruktur gewählt wird. 

Eine höhere Selbstbestimmung und Lebensqualität für Palliativpatient:innen ist entscheidend und kann, wie oben beschrieben, mit verschiedene Maßnahmen erreicht werden. Der Respekt gegenüber der Würde des Patienten/der Patientin, unabhängig von der Schwere der Erkrankung, sollte dabei stets im Fokus stehen und oberste Priorität haben. Die Palliativversorgung beinhaltet dabei sowohl körperliche, als auch psychische und spirituelle Aspekte – alles mit dem obersten Ziel, dem Patienten/der Patientin und den Angehörigen zu helfen, den letzten Lebensabschnitt in Würde zu bestreiten. 

Über die Wünsche und Gestaltungsmöglichkeiten am Lebensende zu sprechen ist daher bereits in jüngeren Jahren sehr wichtig. Angehörige und geliebte Menschen sollten über die Vorstellungen Bescheid wissen, um dann im Ernstfall auch dementsprechend agieren zu können, wenn man es möglicherweise selbst nicht mehr kann. 

Ist das nicht passiert, kann im Rahmen der Palliativpflege und im Austausch mit Ärzt:innen, Pflegekräften, Familie und Therapeut:innen ein gemeinsames Vorgehen ausgearbeitet werden, dass auf Einschätzungen der Angehörigen beruht. Dabei soll ein Umfeld geschaffen werden, dass die Bewältigung krankheitsbedingt schwieriger Situationen ermöglicht und die Zeit bis zum Lebensende als wertvoll und würdevoll erleben lässt. Dabei durchlaufen Patient:innen unterschiedliche Krankheitsstadien mit diversen Bedürfnissen, die allesamt verschiedene medizinische, pflegerische und soziale Maßnahmen benötigen. Im Sinne der „Ganzheitlichkeit“ steht dabei der Patient/die Patientin als Mensch immer im Mittelpunkt und sein allumfassendes Wohlergehen im Zentrum jeglicher Tätigkeit. 

 

Literaturquellen:

Bielefeldt, H. (2016). Menschenwürde und Autonomie am Lebensende. In Autonomie und Menschenrechte am Lebensende (pp. 45-66). transcript Verlag.

Streeck, N. (2014, December). Selbstbestimmung als Element der Vorstellung vom guten Tod. In Bioethica Forum (Vol. 7, No. 4, pp. 136-138). Schweizerische Gesellschaft für Biomedizinische Ethik/Schwabe.

 

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