Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und der gehobene Dienst – ein Überblick
Nicht nur durch die Covid19-Pandemie war das Gesundheitswesen und damit einhergehend die Pflege in aller Munde. Auch durch ein steigendes Gesundheitsbewusstsein der Menschen, neue Möglichkeiten durch Technologisierung und Digitalisierung, sowie dem demografischen Wandel erfährt der Pflegeberuf einen Anstieg an Bedeutung. Das bedeutet Zukunftssicherheit, ein umfangreiches Aufgabengebiet, Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Professionen und Menschen, sowie fortlaufende Weiterbildungen und -entwicklungen, die Gesundheitsberufe interessant machen. An dieser Stelle möchten wir Ihnen 3 Ausbildungen in der Pflege näher bringen – die Ausbildungen zur Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz und den Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege.
Absolventen dieser Ausbildungen sind in unterschiedlichen Gesundheitsanbietern wie Krankenhäusern, Ärzt:innen, Rehabilitationszentren, Kuranstalten, ambulanten Pflegediensten, etc. in ganz Österreich und darüber hinaus tätig.
Die Ausbildung zur Pflegeassistenz
Die Pflegeassistenz mit einem Ausbildungsumfang von 1 Jahr stellt im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege die kürzeste Form der Ausbildung dar. Pflegeassistent:innen unterstützen und begleiten einerseits Pflegebedürftige, andererseits auch das diplomierte Pflegepersonal bei Pflegeassessments und der Beobachtung des Gesundheitszustandes der Patient:innen und Klient:innen. Pflegeassistenzen führen eigenverantwortlich lebensrettende Sofortmaßnahmen im Notfall durch und, nehmen Blut ab, übernehmen einfach Wunderversorgungen und kümmern sich zum Beispiel um die Sondenernährung bei Patient:innen.
Die Ausbildung zur Pflegefachassistenz
Mit einer Ausbildungszeit von insgesamt 2 Jahren können Pflegefachassistenzen eigenverantwortlich Pflegemaßnahmen durchführen und üben verschiedene Tätigkeiten im Bereich der Diagnostik und Therapie aus. Das sind zum Beispiel: einfache Wunderversorgungstätigkeiten, das Legen eines Katheters bei Frauen und das Legen von Magensonden. Außerdem können sie Auszubildende der Pflegeassistenzberufe bei pflegerischen Tätigkeiten anleiten.
Die umfassende Pflegereform 2022 bringt außerdem eine Änderung der Zuständigkeiten und ermächtigt nun auch Pflegeassistenzen und Pflegefachassistenzen Infusionen an- und abzuschließen und periphervenöse Gefäßzugänge zu kontrollieren und zu entfernen (Quelle: https://www.sozialministerium.at/Themen/Pflege/Pflegereform/Ausbildung-in-der-Pflege.html ).
Das Studium Gesundheits- und Krankenpflege
Um Menschen aller Altersstufen allumfassend, professionell und eigenverantwortlich pflegen zu können gibt es das Studium Gesundheits- und Krankenpflege an insgesamt 11 Fachhochschulen in Österreich (Quelle: https://www.fachhochschulen.ac.at/studienbereiche/gesundheit-studieren-fh ), das die bisherige Diplomausbildung an Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege ablöst. Die Ausbildung dauert insgesamt 3 Jahre und umfasst ein breites Spektrum an inhaltlichen Schwerpunkten: Gesundheits- und Krankenpflege, allgemeine und spezielle medizinische Grundlagen, Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens, Management im Gesundheitswesen, etc. in mindestens 4600 Stunden Theorie und Praxis. Der gehobene Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege trägt nach der Ausbildung die Verantwortung für die Pflege von Menschen aller Altersstufen in verschiedenen Versorgungsbereichen, wobei die Kernkompetenzen wie folgt lauten: eigenverantwortliche Erhebung des Pflegebedarfs, Erstellung von Pflegegutachten, Anleiten von Pflegeassistenzen und Pflegefachassistenzen, Verabreichung von Arzneimittel, Wundversorgung, Legen und Wechsel von Kathetern, Kanülen, Drainagen, etc.
Voraussetzung für die Aufnahme des Studiums ist die allgemeine Universitätsreife, eine Studienberechtigungsprüfung, die Berufsreifeprüfung, oder facheinschlägige berufliche Qualifizierungen mit Zusatzprüfungen. Der Abschluss des Bachelor-Studienganges mit dem Titel Bachelor of Science in Health Studies (BSc) beinhaltet einerseits die Berufsbefähigung, die durch eine Registrierung im Gesundheitsberuferegister beglaubigt wird, als auch die Berechtigung zur Absolvierung von weiteren Ausbildungen auf Master-Niveau und in weiterer Folge Doktor-Niveau im In- und Ausland. Auch Sonderausbildungen können nach Abschluss des Bachelorstudiums absolviert werden. Dabei gibt es verschiedene Fachbereiche wie Kinder- und Jugendlichenpflege, Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege, Krankenhaushygiene, Hospiz- und Palliativversorgung, etc.
Ausbildungen für Assistenzberufe in der Pflege
Neben diesen 3 beschriebenen Ausbildungsformen für die Pflege, gibt es außerdem noch die medizinischen Assistenzberufe, die sich in derzeit verschiedenen Ausbildungswegen erlernen lassen. Man kann hierfür die Pflegeassistenz-Ausbildung absolvieren und danach ein Aufbaumodul machen, oder nach Pflichtschulabschluss und abgeschlossener Berufsausbildung das Basismodul mit 120 Stunden und das jeweilige Aufbaumodul besuchen. Je nach Interesse gibt es hier verschiedene Spezialisierungen: Desinfektionsassistenz, Gipsassistenz, Operationsassistenz, Ordinationsassistenz, Röntgenassistenz.
Aktuelle Entwicklungen
Österreichweit gibt es auch noch Modellversuche für die Lehre für Assistenzberufe in der Pflege und die Ausbildung zur Pflegeassistenz/Pflegefachassistenz im Regelschulwesen. Für zweiteres gibt es die Ausbildung Pflegefachassistenz mit Matura in der seit dem Schuljahr 2020/2021 neuen Schulform Höhere Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP), oder die Ausbildung Fachschule mit Pflegeassistenz, welche z.B. an Fachschulen für Sozialberufe des Bundes (FSB), bzw. landwirtschaftlichen Fachschulen angeboten wird.
Die Pflegelehre wird 4 bzw. 3 Jahre dauern und schließt mit dem Lehrabschluss als Pflegefachassistenz oder Pflegeassistenz ab. Mit diesem Lehrabschluss soll künftig ein Zugang zum Studium Gesundheits- und Krankenpflege an den Fachhochschulen möglich sein.
Da in Österreich aufgrund der demografischen Entwicklung und einer bevorstehenden Pensionierungswelle der derzeitigen Pflegepersonen mit einem Ersatzbedarf von rund 67.000 Personen bis zum Jahr 2030 rechnet, werden Ausbildungen im Gesundheitswesen aktuell stark fokussiert und in allen Bundesländern finanziell gefördert. Erstausbildungen im Pflegeberuf an einer österreichischen Fachhochschule werden mit einem Ausbildungszuschuss von mindestens € 600,- pro Monat honoriert und Auszubildende in Sozialbetreuungsberufen und an berufsbildendenden Schulen erhalten € 600,- für die Praktikumszeit. Umsteiger:innen, oder Wiedereinsteiger:innen erhalten während einer, vom AMS geförderten Ausbildung zur Pflegeassistenz oder Pflegefachassistenz, ab 1. September 2023 ein Pflegestipendium von mindestens € 1.400,- pro Monat.
Egal für welche Pflegeausbildung man sich entscheidet, man leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Förderung, Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung der Gesundheit aller Menschen in allen Phasen des Lebens.
Quelle:
Weiss, S. (2020). Gesundheitsberufe in Österreich 2020. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. https://www.sozialministerium.at/dam/jcr:e8c34dd6-725e-465a-a213-b4f1ba9b2b64/Gesundheitsberufe%20in%20%C3%96_2020_pdf.pdf