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Morbus Parkinson – Wissenswertes für Pflegekräfte

Direkt nach der Alzheimer Demenz ist das Parkinson Syndrom die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Aktuell geht man davon aus, dass sich eine Vielzahl verschiedener Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen hinter der Diagnose Parkinson-Syndrom verbirgt. Alleine in Österreich sind rund 20.000 Menschen betroffen, wobei die Erkrankung meist erst in der zweiten Lebenshälfte diagnostiziert wird. Der Grund dafür ist die Abnahme der Dopaminkonzentration im Gehirn, welche im Verlauf der Jahre immer weniger wird. 

Das häufig erste Symptom der Parkinson-Krankheit ist der Tremor, der auch als Muskelzittern bezeichnet wird. Hier beginnt bereits viele Jahre zuvor die Abnutzung der Gehirnnervenzellen, die auf Dopamin reagieren, bevor es zu diesem ersten Symptom kommt. Neben dem klassischen Tremor zählen aber auch Schlafstörungen, depressive Verstimmung, beginnende Steifheit von Gliedmaßen, Verlangsamung der Bewegungen und Schwierigkeiten beim Aufstehen von einem Stuhl zu typischen Frühsymptomen der Parkinson Krankheit. Die neurodegenerative Krankheit hat weiters Gleichgewichts- und Gangstörungen, sowie Stürze zur Folge. Für eine vollständige Diagnose von Morbus Parkinson braucht es jedenfalls die Bradykinesie, sowie eine Kombination aus verschiedenen Muskel-, Tremor- und/oder Haltungsinstabilitäten. Unter Bradykinesie versteht man eine Verlangsamung der Motorik, die zumeist als Folge einer Störung im Endhirn, unterhalb der Großhirnrinde. Das frühzeitige Erkennen der Krankheit wäre sehr wichtig, um eine Therapie rechtzeitig einleiten zu können, bevor ein Großteil der dopaminergen Neuronen degeneriert sind, gestaltet sich aber aufgrund der vielfältigen Frühsymptome als schwierig.

Die Forschung ist daher sehr bemüht, krankheitsmodifizierende Behandlungsoptionen zu suchen. In einer Reihe von experimentellen und klinischen Studien wird bereits seit geraumer Zeit die Wirkung von Koffein untersucht. Dieser verbessert in mäßigen Dosen (3-5 Tassen/24h) Schlaf, Gedächtnis, Motorik und Lernvermögen und könnte daher auch eine positive Wirkung bei Parkinson, Alzheimer, Epilepsien, Depressionen, Migräne und Huntington haben. Im Honolulu Heart Programm wurden beispielsweise 8000 Menschen über 30 Jahre lange begleitet und dabei wurde erforscht, dass ein hoher Kaffeekonsum mit mehr als 784 mg Kaffee/kg das alters- und für Risikofaktoren adjustierte Parkinsonrisiko um das 5-fache reduziert. Daraufhin folgten weitere Studien, die diese Aussage bestätigen. Theobromin und Theophylin – beides chemische Verbindungen von Koffein – können mit einem reduzierten Parkinsonrisiko verbunden werden. Vielfach wurden in den Studien jedoch Nebenwirkungen wie Herzklopfen, Zittern und Herzrhythmusstörungen aufgezeichnet. Der vielversprechende Therapieansatz wird daher weiterhin unaufhörlich beforscht, um die positiven Aspekte von den schädlichen Nebenwirkungen abzugrenzen und möglicherweise doch noch eine effektive Therapiemöglichkeit zu generieren.

Vielfach werden auch bisherige therapeutische Ansätze neu bewertet. Blickt man auf die letzten 20 Jahre zurück, war der entscheidende Durchbruch der Nachweis des Verlustes der dopaminergen Neuronen der Substantia nigra pars compacta (SNc) und dementsprechend dessen Substitution. Bei einer Vielzahl an motorischen Kernsymptomen kann dies aber nicht ausschließlich auf den Dopaminmangel zurückgeführt werden. Forscher:innen haben hierbei weiters herausgefunden, dass rund 15% der Patient:innen mit Parkinson-Krankheit eine familiäre Vorgeschichte haben und es wurden 19 krankheitsverursachende Gene für Parkinsonismus gefunden.

Eine wichtige Erkenntnis in der Erforschung dieser Krankheit stellt die Beobachtung dar, dass sich das klinische Bild bei den meisten Patient:innen mit einem anfänglich tremordominanten Typ im Laufe der Erkrankung zu einem Typ mit posturaler Instabilität und Gangstörungen verschiebt, was auch mit einem beschleunigten kognitiven Abbau einhergeht. Das bedeutet, dass hier ein stark erhöhtes Risiko für eine spätere Demenz vorliegt, so wie es bei vielen Patienten ersichtlich ist, die mit Fortschreiten der Parkinson-Krankheit eine offene Demenz entwickeln. In der längsten prospektiven Studie zu Morbus Parkinson, die in Sydney durchgeführt wurde, wurde 20 Jahre nach der Diagnose eine beunruhigende Häufigkeit von Demenz in der Höhe von 83% festgestellt und die mittlere Überlebenszeit betrug lediglich noch 4,5 Jahre.

Es zeigt sich also, dass Parkinson mehr als eine Erkrankung des Gehirnteiles ist, der auf Dopamin reagiert und dessen neurodegenerative Prozess auf unterschiedliche zentrale und periphere Systeme auswirkt. Aktuell besteht die optimale symptomatische Therapie der Parkinson-Krankheit häufig aus einer Mischung von Wirkstoffen mit unterschiedlichen pharmakologischen Wirkungen, wobei die dopaminerge Therapie Hauptbestandteil der Therapie ist. Wichtig ist, dass in Zukunft eine frühzeitige Erkennung des Krankheitsausbruchs forciert wird, damit die Wirksamkeit und der Einsatz künftiger neuroprotektiver Therapien verbessert und wirksame Behandlungen für viele nicht-motorische und dopaminresistente motorischen Symptome im Spätstadium möglich sein wird. 

Eine wertvolle Informationsquelle und Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige ist die Parkinson Selbsthilfe-Gruppe Österreich (https://www.parkinson-oesterreich.at/) , die in allen Bundesländern mit Landesverbänden vertreten ist. Neben umfangreichen Informationen zu Therapien und Behandlungen werden auch Hilfe bei Versicherungsangelegenheiten, sowie verschiedene Vorträge und Veranstaltungen angeboten.

Für die Pflege ist es wichtig, die Eigenständigkeit der Patient:innen auch bei sehr ausgeprägten körperlichen Beschweren zu fördern. Was Betroffene selbst noch erledigen können, sollte nicht von anderen Personen übernommen werden. Die kognitiven Einschränkungen gehen oftmals mit Gefühlen wie Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit einher, was sich auf das psychische Wohl der Personen auswirkt. Den immer mehr werdenden, physischen und psychischen Einschränkungen sollte daher mit viel Einfühlungsvermögen begegnet und die Autonomie der Personen gewahrt werden.



Quellen: 

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