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Der Einsatz von Wearables als Gesundheitsmanagement-Tool

Technologisierung und Digitalisierung betreffen mittlerweile fast alle unsere Lebensbereiche. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen immer älter werden und es in der Gesundheitsversorgung zu finanziellen und personellen Ressourcenengpässen kommt, stellt die Versorgung von multimorbiden Menschen ein zunehmendes Problem dar.

Wearables finden in der Forschung noch wenig Beachtung

Die Forschung in den Fachbereichen Gerontologie und Gerontotechnik beschäftigt sich daher mit Lösungsmöglichkeiten ältere Menschen mit deren Beeinträchtigungen bestmöglich zu unterstützen. Was hierbei noch relativ wenig Beachtung findet, sind Wearables. Smartwatches, Fitnesstracker, Gesundheits Apps auf dem Smartphone und kleine Sensoren, die in unterschiedliche Alltagsgegenstände verbaut werden können, werden direkt am Körper getragen und erfassen und verarbeiten kontinuierlich verschiedene physiologische und physikalische Daten. Bei diesen Daten handelt es sich neben örtlichen Koordinaten auch um Größen wie Temperatur, Beschleunig, Druck und
verschiedene Vitalparameter. Die Geräte müssen hierbei nicht aktiv bedient
werden, was bedeutet, dass keine Interaktion zwischen Benutzer:innen und dem
technischen Gerät erfolgen muss. Dieses Vorgehen wird Ubiquitous Computing (UC)
genannt und heißt übersetzt „allgegenwärtiges rechnen“.

Smartwatch, App & Co als effizientes Tool für das persönliche Gesundheitsmanagement und Präventionsmaßnahmen

Wearables sind heutzutage bereits sehr erschwinglich und stellen daher eine kostengünstige Möglichkeit zum Selbstmanagement dar. Das persönliche (Gesundheits-)Management ist die ressourcenorientierte Unterstützung von einzelnen Personen, tragfähige Lösungen zur Verbesserung der Zufriedenheit, Leistungsfähigkeit und Gesundheit zu finden. Mittels Nutzung von Wearables können sensorische und motorische Leistungseinschränkungen ausgeglichen, der Gesundheitszustand erhalten oder verbessert und Impulse für ein gesundheitsbewusstes Verhalten gesetzt werden. Dadurch bleibt die Selbstständigkeit der Menschen erhalten und damit einhergehend auch die Lebensqualität.

 Neben der Erinnerungsfunktion zur Tabletteneinnahme, oder der Motivationshilfe, um  Phasen körperlicher Inaktivität zu unterbrechen, können auch krankheitsrelevante Parameter erfasst werden. Stress wird erkannt und mittels Gesundheits-Apps können passende Bewältigungsstrategien erlernt und begleitet werden. Das Monitoring von Ess-, Trink- und Schlafgewohnheiten ist ebenso möglich wie das klassische Notrufsystem im Ernstfall.

Durch primäre Präventionsmaßnahmen gegen Übergewicht, Adipositas, Bewegungsmangel und Rauchen lassen sich schon die lebensstilbedingten Risikofaktoren für Erkrankungen und Degenerationen beeinflussen. Mittels sekundärpräventiven Maßnahmen kann unter anderem Vorhofflimmern frühzeitig erkannt werden. Hierzu gibt es eine Studie der Stanford University School of Medicine, die sich mit der Verwendung der Apple Watch im Gesundheitsmonitoring beschäftigt. Hierbei konnten 84% aller Fälle von
Vorhofflimmern frühzeitig erkannt werden. Und auch im tertiären Präventionsbereich können Wearables einen wesentlichen Beitrag für den Heilungsprozess während einer Therapie- und Rehabilitationsphase liefern, indem sie sportliche Betätigung im richtigen Ausmaß fördern. Dadurch kann der Heilungsprozess positiv beeinflusst und das Rückfallrisiko verringert werden.

 Selbstoptimierung und Forcierung eines gesünderen Lebensstils sind die Hauptgründe für die Nutzung  

In Befragungen, warum Menschen aller Altersstufen Wearables nutzen, gibt die Mehrheit dabei an, dass sie damit einen gesünderen Lebensstil forcieren möchten, dicht gefolgt vom Grund der Selbstoptimierung. Durch die Nutzung ergeben sich für die Nutzer:innen mehr Bewusstsein für Ernährung und dass sie sich öfter und/oder länger bewegen. Die
Befragungsergebnisse gehen konform mit den Nutzen, den Gesundheitseinrichtungen
mit dem Einsatz von technischen Systemen erreichen möchten. Nämlich die Verantwortung für die eigene Gesundheit in die Hände der jeweiligen Personen zu
legen und ihnen Werkzeuge zu geben, die eigene Gesundheit und etwaige Krankheiten oder Einschränkungen besser managen zu können.

 Präferiertes Smart Device ist laut Befragungen das Smartphone mit installierten Health Apps. Heutige Smartphones sind mittlerweile mit einer Vielzahl an Sensoren ausgestattet, die eine multifunktionale Einsatzweise für unterschiedliche Bedürfnisse ermöglichen: Kommunikation, Navigation, Informationsbeschaffung, Unterhaltung, Gesundheitsvor- und versorgung, Terminverwaltung, soziale Interaktion, etc.

Bei Apple Geräten ist beispielsweise die App Apple Health standardmäßig aktiv in der verschiedene Daten zum Gesundheitszustand des Nutzers/der Nutzerin gesammelt werden. Darunter fallen Körpergewicht, Herzfrequenz, Kalorienverbrauch, zurückgelegte Schritte, Stürze, etc. Für Android-Nutzer:innen gibt es ein ähnliches Programm namens Google Fit, das den Fokus auf Sport und Fitness legt. Für beide Betriebssysteme gibt es
auch eine Notfall App, die von Einsatzkräften im Notfall auch im Sperrzustand angezeigt werden kann, sodass die Ersthelfer:innen Alter, Blutgruppe, Erkrankungen, Allergien, Medikation und Notfallkontakt einsehen können.

Glukosemessung, Steuerung von Insulinpumpen, Navigationsunterstützung für Blinde – erweiterte Einsatzmöglichkeiten für spezielle Bedürfnisse  

Auf den Smartphones können dann weiters noch je nach Bedürfnis und Gesundheitszustand weitere Gesundheits- und Medizin-Apps installiert werden. Die Anwendungsbereiche reichen hierbei von der Glukosemessung und Steuerung von Insulinpumpen bei Diabetes, über das Monitoring von physiologischen Daten bei Morbus Chron, bis hin zu Navigationsunterstützung für Blinde und das Monitoring der Essgewohnheiten von übergewichtigen Menschen.

Um den Einsatz von Wearables und Health Apps weiter voranzutreiben ist es notwendig, die Bedürfnisse von Nutzer:innen zu berücksichtigen und Benutzer:innenfreundlichkeit, sowie Personalisierbarkeit in den Vordergrund zu stellen. Nur so erhalten Menschen einen individuellen Mehrheit in der Anwendung und nutzen diese langfristig.

Wearables schließen somit den Kreis der gesundheitlichen Versorgung, indem sie Menschen zu einem gesundheitsbewussteren Leben verhelfen und dadurch das Gesundheitswesen durch Entlastung unterstützen.



Quellen:

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https://doi.org/10.1007/s15027-019-1529-x

Reich, C., &
Meder, B. (2021). Digital-Health-Highlights 2020: Digitalisierung im Jahr der
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