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Der Einsatz von Assistenztieren im Pflegebereich

Schon seit je her leben Menschen und Tiere zusammen. Früher gerne als Arbeitspartner oder Jagdgefährten eingesetzt, hat man mit der Zeit die psychische, physische und soziale Einflussnahme auf das menschliche Wohlbefinden, die Lebensqualität und den Gesundheitszustand wahrgenommen. Sukzessive erfolgte eine Veränderung der menschlichen Einstellung gegenüber den Lebewesen.

Mittlerweile hat man erkannt, dass durch die Mensch-Tier-Beziehung unterschiedliche psychologische Effekte auftreten können:

  • Förderung von Kontrollkompetenz durch Wahrnehmung der eigenen Ressourcen und Fähigkeiten
  • Förderung des Selbstbildes durch das Gefühl gebraucht zu werden und autoritätsfördernd
  • Förderung des Wohlbefindens durch die Erfahrung von Akzeptanz, Zuwendung, usw.
  • Kognitive Anregung durch das Lernen über das Tier und die Tierhaltung
  • Förderung von Sicherheit und Reduktion von Angst durch konstante und kontinuierliche Akzeptanz und Zuneigung, wodurch das Gefühl von Verbundenheit und Beziehung erlebt wird
  • Stressreduktion durch Beruhigung, Ablenkung und Trost, bis hin zu antidepressive und antisuizidale Effekte
  • Positive Einflussnahme auf die Kontaktbereitschaft und soziale Beziehungen, dadurch Verringerung oder Aufhebung von Isolation und Einsamkeit

 

Wegbegleiter auf 4 Pfoten – Der Hund als vielseitig einsetzbares Assistenztier 

Ganz weit vorne in der Rangskala der Haustiere und der Begleiter körperlich und/oder geistig eingeschränkter Menschen ist der Hund. Manche von ihnen haben ganz besondere Fähigkeiten, denn sie sind als Blindenführhunde, Servicehunde und Signalhunde ausgebildet. Sie sind geschulte Helfer auf vier Pfoten, die bei alltäglichen Erledigungen unterstützen und dadurch zu mehr Autonomie und Selbstständigkeit verhelfen.

Neben sehbehinderten Menschen sind es auch Gehörlose, die von Signalhunden unterstützt werden und Menschen mit Diabetes oder Epilepsie, die von Hunden gewarnt werden, wenn sich gesundheitsrelevante Parameter ändern. Für traumatisierte Personen, die mit bestimmten Ängsten kämpfen, sind Assistenzhunde wichtige Begleiter, um sich Alltagssituationen trotz Unsicherheiten stellen zu können. Dabei sorgen sie durch Nähe für Entspannung und verschaffen auch Raum und Abstand in dichten Menschenmengen.

Forschung in diesem Bereich nur schwer möglich  

In der Forschung zeigt sich das eindeutige Problem, dass es kaum objektive, zuverlässige und valide Instrumente zur Messung der Beziehung zwischen Mensch und Tier gibt und große systematische Studien fehlen. Wechselseitigkeit von Verbundenheit kann beispielsweise nicht mit statistischen Verfahren erfasst werden. Es fehlen daher bis heute empirisch begründbare Theorien. Doch wie hilfreich Assistenztiere in all den unterschiedlichen Situationen sind, bestätigen Besitzer:innen und Angehörige fortan und auch eine Vielzahl von kleinen Studien unterschreibt diese Aussage. Es konnten positive Auswirkungen aufgezeichnet werden, wie zum Beispiel ein gesteigertes subjektives Wohlbefinden und die Verbesserung der allgemeinen Gesundheit.

Einheitliche Finanzierungslage für Assistenzhunde seit 2018

Durch den fehlenden empirischer Nachweis war die finanzielle Beitragsleistung der verschiedenen Sozialversicherungsträger innerhalb Österreichs lange Zeit umstritten und unterschiedlich. Für die Finanzierung des Blindenführhundes wurde 2018 eine einheitliche Finanzierungslage durch das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz geschaffen, die besagt, dass für Anschaffung inkl. Ausbildungskosten eines Assistenzhundes für berufstätige Personen rund € 30.000,- beigesteuert werden. Dies entspricht in etwa 100% der Anschaffungskosten. Zu Beginn des Genehmigungsprozesses wird eine Mobilitätsabklärung durchgeführt und danach entscheidet ein Förderverfahren des Sozialministeriums über den Antrag.

Sobald ein Hund die staatliche Beurteilung zum Assistenzhund bestanden hat und im Behindertenpass des Besitzers/der Besitzerin eingetragen ist, haben Blindenführhunde, Servicehunde und Signalhunde besondere Rechte, wie zum Beispiel erweiterte Zutrittsrechte in Krankenanstalten und Lebensmittelgeschäften, sowie die Befreiung von Maulkorb- und Leinenpflicht.

Nicht nur Hunde kommen zum Einsatz – Therapieerfolge mit Pferden, Delfinen und anderen Tieren

Doch der Einsatz von Tieren in Therapie und Pflege beschränkt sich nicht nur auf Hunde. Das Spektrum erstreckt sich von Physiotherapie mit Pferden (Hippotherapie), über Delfin-Therapie geistig eingeschränkter Menschen, bis hin zu regelmäßigen Tierbesuchen in Pflege- und Betreuungszentren als Prävention gegen Depressionen und zur Förderung der Mobilität. Unter dem Oberbegriff „tiergestützte Interventionen“ versteht man hierbei alle Angebote, in denen geeignete Tiere eingesetzt werden, mit dem Ziel, physische, soziale, emotionale und kognitive Fähigkeiten zu fördern, und damit einhergehend auch die Freude und Lebensqualität zu erhöhen.

Und auch in der Pädagogik haben Tiere ihren fixen Platz gefunden. Die tiergestützte Pädagogik zielt dabei auf fachliche Lernfortschritte ab, bei denen zum Beispiel Hunde als Lernpartner von Menschen mit Problematik im sozialen/emotionalen/motorischen Bereich dienen.

Doch schon alleine die wissenschaftlich belegte Tatsache, dass Sport und Bewegung einen positiven Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben, sollte Grund genug sein, Tiere zunehmend in den Pflege- und Betreuungsalltag zu integrieren. Bewegung an der frischen Luft wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem aus. Das hat die Senkung des Blutdrucks, die Atemregulierung, die Kreislaufstabilisierung, die Steigerung der Konzentrationsfähigkeit und auch die Verbesserung der Verdauung zur Folge. Hinzu kommt noch die reduzierte Ausschüttung von Stresshormonen und Adrenalin, während der Mensch ein Tier streichelt, was zu physischer und geistiger Entspannung führt. So bereichern Tiere das Leben eines Menschen in unterschiedlichen Formen und können den Lebensalltag positiv beeinflussen.

 

Quellen:

Bergler, R., & Kienzle, E. (Hrsg.). (2000). Gesund durch Heimtiere: Beiträge zur Prävention und Therapie gesundheitlicher und seelischer Risikofaktoren. Dt. Inst.-Verl.

Greiffenhagen, S., & Buck-Werner, O. N. (2018). Tiere als Therapie: Neue Wege in Erziehung und Heilung (6. Auflage). Kynos Verlag.

 

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