Gemeinsam singen, tanzen, lachen und die Natur genießen: Kindergartenkinder und Bewohner: innen leben in Wernberg gemeinsam unter einem Dach und ermöglichen so, die Kommunikation, aber auch das Verständnis füreinander zu stärken. Diese Aufeinandertreffen sorgen für Freude und Herzlichkeit. Sie lassen den Alltag vergessen und die Generationen näher zusammenkommen.
Im Jänner 2006 öffnete das Seniorenheim Wernberg seine Pforten, um für die neuen Bewohner: innen eine betreute Pflege inklusive Wohnen zu ermöglichen. Doch es dauert nicht lange, da hörte man plötzlich seltsame Geräusche, Töne und Geschreie, welche zu Beginn sehr irritierend wirkten. Als sich der oder die ein:e oder andere Bewohner:in nach dem Frühstück in das Erdgeschoss begab und nach unten blickte, konnten sie ihren Augen nicht glauben. Es sind Kinder in das Seniorenheim gekommen – aber nicht auf Besuch, sondern um dort in den Kindergarten zu gehen. Vor rund 17 Jahren stellte die Zusammenführung von Kindergarten und Seniorenheim, in Wernberg, ein Novum dar.
Der Startschuss für „Brücke-bauen“
Frau Michaela Jussner, damalige Leitende der neuen Kindergartengruppe, denkt heute immer noch mit strahlenden Augen an diese Zeit zurück. Zwischen 2006 und 2020 war das Seniorenheim Wernberg und der darin integrierten Kindergarten ihr tägliches Umfeld. Ihr war es hierbei immer ein Anliegen, Jung und Alt miteinander agieren und arbeiten, aber auch spielen zu lassen. Daher tüftelte sie mit ihrem Team fleißigst an Projekten, welche dann in Absprache mit dem Seniorenheim, durchgeführt worden sind. So wurden aus den zu Beginn eher eintönigen Turneinheiten der Bewohner: innen durch die Kinder ein Spielplatz voller Freude und Lebenslust. Die Kinder gingen mit vollem Tatendrang an die Arbeit und bauten die Bewohner: innen so gut es möglich war mit ein. Manchen reichte aber auch das bloße dabei sein, mitzufiebern und sich zu freuen, wenn die Kinder mal wieder ein Spiel gewonnen haben. In Österreich wird generell versucht eine möglichst große Bandbreite an Unterhaltungsmöglichkeiten und täglichen Aktivitäten anzubieten, um den Bewohner:innen eine schöne Zeit bieten zu können. Jedoch besitzt nicht jedes Heim über die Möglichkeit, energiegeladene Kindergartenkinder dabei einzubauen.
Es ist der 12. Dezember, eine Bewohnerin aus dem Seniorenheim hat Geburtstag, doch leider können ihre Geliebten noch nicht vorbeikommen, da deren Arbeiten sie noch bis spätestens kurz vor Weihnachten im Ausland festhalten. Frau Jussner und ihre Kindergartenkinder hatten sich hierfür etwas ganz Besonderes einfallen lassen und überraschten die Bewohnerin mit einem selbst gebastelten Geschenk und einem Stück Kuchen. Dieses Miteinander zwischen Jung und Alt sorgt für ein starkes Verständnis der beiden Generationen und zeigt, dass Zusammenhalt und Freude kein Alter kennt.
Das Verständnis füreinander kräftigen
Auf die Frage, welches Projekt Frau Jussner am meisten in Erinnerung geblieben ist, zögerte sie nicht lange und erzählte sofort von ihrer persönlichen Herzensangelegenheit „Einst und Jetzt“. Bewohner:innen brachten alte Gegenstände aus ihren Häusern über die Ernte, das Kochen oder das Stricken mit und erzählten dabei den Kindern, was sie damit getan haben und wie sie damit früher umgegangen sind. Mit diesen Erzählungen aus längst vergangener Zeit konnten sich die Bewohner: innen wieder wichtig in ihrem Leben fühlen und die Kinder hingen ihnen dabei gespannt an den Lippen. Das Konzept von „Einst und Jetzt“ war ein derartig großer Erfolg, dass der Kindergarten mit dem Seniorenheim zusammen noch zahlreiche weitere solcher Treffen veranstalten ließ. Hierbei erstreckten sich die Themen vom gemeinsamen Adventkranz binden bis hin zu Aktivitäten, bei denen Bewohner:innen den Kindern zeigten, mit welchen Spielen sie ihre Kindheit verbracht haben.
„Kinder mit den Bewohner: innen im Dialog über vergangene Zeiten zu sehen, war ein herzerwärmender Moment für mich“.
Michaela Jussner
Die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Seniorenheim trägt einen wichtigen Teil zur Solidarität und Unterstützung der Senior:innen bei. Viele vergessen nämlich, dass wir gesunde Menschen alle eine Teilverantwortung tragen, wie wir mit schwächeren Menschen umgehen. Senior:innen brauchen diese Solidarität und Unterstützung, können manche von ihnen, aufgrund von zeitlichen aber auch ortsgebundenen Gründen nicht oft genug von ihren Liebsten besucht werden. Daher sind generationsübergreifende Projekte umso
bedeutsamer. Das Geburtstaggssingen oder verschiedene Musik und Tanzveranstaltungen bieten eine Möglichkeit den Menschen Freude zu schenken. Die Bewohner: innen erfahren Abwechslung und eine kurze Flucht aus ihrem Alltag. Sie erleben Freude und erhalten dadurch wertvolle Lebensenergie. Sie trainieren und erhalten Fähigkeiten beim gemeinsamen Tun mit Kindern.
Auch nach Abschluss des Kindergartens kommen viele Kinder mit ihren Eltern zurück in das Seniorenheim, um nun nicht mehr die Bewohner: innen nur zu “besuchen”. Mittlerweile wurde aus diesen Bekanntschaften nämlich noch viel mehr. Es wurden Freundschaften.