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„Am Anfang gab es noch eine Hemmschwelle, mittlerweile ist Akzeptanz aber groß!“ – Interview mit Philipp Jost, Community Nurse im Südburgenland

Philipp Jost ist seit März 2022 als Community Nurse in den Gemeinden Eltendorf und Königsdorf im Südburgenland tätig. Er ist damit einer von sieben Community Nurses im Burgenland und einer von 150 in Österreich. Im Interview erzählt er, wie sein Aufgabengebiet aussieht, welche Probleme auftreten können und was bisher seine schönsten Momente waren.

Wie sieht ihr Aufgabengebiet als Community Nurse aus?

Meine Aufgaben liegen sowohl in der Gesunden-, als auch in der Krankenpflege. Die meisten Menschen denken, wenn sie Pflege hören, sofort an die Krankenpflege. Mein Aufgabenbereich ist aber breit gefächert und sieht auch vor, dass ich mich mit den Menschen befasse, die noch nicht krank oder zu pflegen sind. Die Hauptzielgruppe sind
Menschen im Alter ab 75, aber ich kümmere mich auch um Menschen ab 65.
Besonders die Menschen, die gerade ins Pensionsalter kommen, sind eine spannende Zielgruppe, da sie sich selbst als zäh betrachten und sich ungern helfen lassen, hier gibt es immer wieder Herausforderungen. Aber ich helfe auch verschiedensten Personengruppen und bin auch zum Beispiel in Schulen und Vereinen mit Workshops, Vorträgen und anderen Aktivitäten tätig.

Wie lange sind Sie schon als Community Nurse tätig?

Das Projekt hat im März 2022 gestartet und seitdem bin ich hier als Community Nurse tätig. Auf die Gemeinden bin ich schon schon Anfang des Jahres, als das EU-Projekt ausgeschrieben wurde, zugegangen und habe gefragt, ob sie es sich nicht vorstellen können, eine Community Nurse zu etablieren.

Was haben Sie vorher gemacht?

Ich habe schon ein breites Portfolio an Berufen absolviert, ich habe vor meiner Zeit als Community Nurse einen längeren Zeitraum bei der Berufsrettung in Wien verbracht.

Gibt es eine spezielle Ausbildung zur Community Nurse?

Nein, eine spezielle Ausbildung gibt es nicht. Um Community Nurse sein zu können, muss man mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in einem Gesundheitsberuf vorweisen können und Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger sein. Ansonsten wird das von einzelnen Regionen unterschiedlich gehandhabt.

Wie wird das Angebot in der Bevölkerung angenommen?

Das Angebot wird mittlerweile sehr gut angenommen. Am Anfang war die Hemmschwelle bei den Bewohnern in der Gemeinde noch hoch, da ich ja oft zur Prävention komme und die älteren Leute, die selbst noch gar nicht an die Pflege gedacht haben, fragen sich dann, was ich hier mache. Aber mittlerweile ist die Akzeptanz in der Bevölkerung sehr hoch. Meine Workshops und Vorträge, die ich für die unterschiedlichen Gruppen mache, sind auch gut besucht.

Wie lange gilt das Angebot?

Das Angebot der Community Nurses läuft seit März 2022 und ist derzeit einmal bis 2024 geplant.

Gibt es schon Pläne für danach?

Soweit ich weiß, geht das Burgenland schon den Weg und sagt, dass es auch nach 2024 noch Community Nurses geben soll. Wie und in welcher Form und auch welche Rolle die EU darin noch spielen wird, kann ich aber noch nicht sagen.

Was sind die Vorteile einer Community Nurse in der Gemeinde?

Da gibt es einige. Es ist zum Beispiel gut zu wissen, dass man einen Ansprechpartner in der Gemeinde hat, wenn es um Gesundheitsthemen geht. Ungefähr die Hälfte der Anfragen, die mich erreichen, sind anonym und darin sieht man, dass auch Tabuthemen vertraulich behandelt werden. Für die Gemeinde selbst ist der Vorteil, dass es jemanden gibt, der einen Überblick über die Gemeinde hat und beispielweise sieht, wer sturzgefährdet ist und bei wem vielleicht Aktionen gesetzt werden müssen. Die Bevölkerung profitiert auch dadurch, dass viele Personen glauben, dass, wenn sie nicht mehr alleine klarkommen, nur mehr die Auswahl zwischen einem Pflegeheim und der 24-Stunden-Pflege besteht. Hier ist es auch meine Aufgabe, zu zeigen, dass es auch noch Dinge dazwischen gibt.

Welche Schwierigkeiten gilt es zu überwinden?

Für mich war eine Schwierigkeit, nicht zu handeln, sondern zu beobachten. Wenn man in der Pflege tätig ist, ist man es gewohnt, anzupacken, wenn man ein Problem sieht. Als Community Nurse braucht es aber viel Beobachtung, man muss sozusagen ein Schritt zurück machen. Sich darauf umzustellen, war eine Challenge. Für die Bewohner der Gemeinde, war es anfangs vielleicht schwierig, sich zu überwinden, zu mir zu kommen und
vielleicht auch über Tabuthemen zu reden. Das hat sich mittlerweile aber gebessert.

Was war bisher Ihr schönster Moment als Community Nurse?

Die schönsten Momente sind, wenn man den Leuten helfen kann und sie sich unmittelbar bedanken. Bei diesem Beruf bekommt man ja sofort Feedback und wenn das positiv ausfällt, freut man sich natürlich sehr. 

 

Autor: Stefan Kohlmann 

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